Zwei Jahre Pandemie: Was Schulleitungen im Brennpunkt beschäftigt und was sie sich wünschen

Zwei Jahre Pandemie: Was Schulleitungen im Brennpunkt beschäftigt und was sie sich wünschen

Schulen in ganz Deutschland erleben gerade die 5. Welle der Pandemie. Seit zwei Jahren versuchen viele Schulleitungen, Lehrkräfte und alle an und in Schulen Beteiligte, den Herausforderungen zu trotzen und weiterhin allen Kindern einen guten Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Das ist vor allem in sozialen Brennpunkten leichter gesagt als getan. Was beschäftigt Schulleitungen und ihre Teams jetzt gerade in dieser Pandemie? Was bewegt sie und was wünschen sie sich? Wir haben in unserem Netzwerk von Schulen im Brennpunkt nachgefragt. Uns haben viele Nachrichten erreicht, die uns sehr berührt haben, die überraschend waren, freudig und traurig. Die Wünsche gehen von mehr Rücksichtnahme auf Schulen im Brennpunkt über Entlastungen bei Personal und Kosten hin zu kleinen Aufmerksamkeiten und Angeboten für das Kollegium mit Blick auf Resilienz, Achtsamkeit und Gesundheitsförderung. Ausgewählte Wünsche können Sie hier nachlesen.

Mehr Gehör für Schulen im Brennpunkt

Der größte Wunsch kommt zu Beginn: „Was wir benötigen ist mehr Zeit. Mehr Zeit für die Kinder, kleinere Lerngruppen und mehr Personal, welches wir freier einstellen können. Wir wünschen uns mehr Rücksichtnahme auf Schulen wie unsere am Rande der Gesellschaft. Wir haben Ideen, Lösungsvorschläge, aber kein Gehör in der Gesellschaft,“ sagt eine Schulleiterin aus Nordrhein-Westfalen. Eine andere Schulleiterin wünscht sich Antworten auf folgende Fragen:

  • Wie können wir jetzt und ggf. wieder in Distanz Kinder nachhaltig im sozialen Lernen stärken?
  • Wie werden außerschulische Angebote im Bereich der zahlreichen Förderprogramme koordiniert, ohne den Kindern die Ferien zu nehmen oder sie in einer Schulwoche mit Extra-Veranstaltungen von Sport und Spiel fernzuhalten?
  • Wie können die Eltern wieder in/an die Schule gebunden werden und das nachlassende Ehrenamt in den Mitbestimmungsgremien wieder stärken?
  • Wie können die Kollegien die Balance zwischen pausenlosen Herausforderungen und eigenen Ansprüchen finden?
  • Wie können wir dem „Ende der Geborgenheit“ durch fortschreitende Digitalisierung im Kollegium etwas Neues und doch Vertrautes entgegensetzen?


Personalsicherheit

An vielen Schulen fehlt Personal. In sozialen Brennpunkten ist die Herausforderung am größten. Viele Schulleitungen wünschen sich Sicherheit: „Ich habe einen Wunsch: Personalsicherheit. Jedes Jahr muss ich rechnen, verhandeln und ‘Kröten’ schlucken, um meine Klassen versorgt zu wissen. Wir sind viele Lehrkräfte, aber die Hälfte der Personen ist nicht in Festanstellung.” Zwei Schulleitungen aus Rheinland-Pfalz wünschen sich ein „Mehr“ an Menschen: „Die wichtigste Ressource zum Aufrechterhalten des Schulbetriebs wären mehr Menschen. Damit könnten wir Gruppen aufteilen, besser Abstände einhalten und an Lernrückständen arbeiten. Dieses „Mehr“ an Menschen könnte aus Studentinnen und Studenten auf der einen Seite bestehen und auf der anderen Seite aus außerschulischen Fachkräften.“

Tools bei Mehrsprachigkeit

An Schulen in sozialen Brennpunkten bringen Eltern und Kinder viele verschiedene Herkunftssprachen mit. Das ist im Alltag oft eine Herausforderung. Dazu eine Schulleitung aus Schleswig-Holstein: „Wir haben 24 Nationalitäten vor Ort, was uns sehr bereichert aber auch manchmal einschränkt. Insbesondere bei Informationen durch die Schulleitung oder die Klassenlehrkräfte (Elternbriefe, Protokolle von Elternabenden) fehlt uns die schnelle Übersetzung für die Eltern, die die deutsche Sprache nicht beherrschen. Wie schön wäre es, wenn wir eine E-Mail-Adresse hätten, wo wir solche Briefe hinschicken und sie in den nötigen Übersetzungen zurückbekommen könnten.“

Resilienz, Achtsamkeit, Gesundheitsförderung für das Kollegium

Wir können als Stiftung nicht jeden Wunsch erfüllen. Viele Wünsche sind auch staatliche Aufgabe. Aber wir können das zur Verfügung stellen, was uns ausmacht. Wir haben allen Schulen angeboten, Ihnen in Form von Referentinnen und Referenten, Schulentwicklungsbegleitungen oder Coaches Unterstützung für ihre Schule oder ihr Team zu ermöglichen. Die Schulleitungen haben sich wieder gemeldet mit einer eindeutigen Tendenz:  Sie möchten ihrem Kollegium etwas Gutes tun, den Teamgeist fördern, wieder mehr zusammenwachsen und  Wohlbefinden und Gesundheit fördern. Geplant sind nun ein Gesundheitstag, ein Fortbildungstag zu Resilienz, eine Fortbildung im Bereich Yoga, Einheiten zu Mediation, Supervision und Achtsamkeit. Wir hoffen, dass diese Momente die Schulen ein Stück gefestigter durch diese Pandemie kommen lassen.

Es wurden alle Schulleitungen befragt, die an unseren Programmen nach dem Vorbild von impakt schulleitung in NRW, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Berlin aktuell teilnehmen oder teilgenommen haben. Die Befragung hat im November/Dezember 2021 stattgefunden.

Ansprechpartnerin für inhaltliche Fragen:
Wübben Stiftung
Ansprechpartnerin für die Presse:
Wübben Stiftung

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